Europa - weitere Texte
Freiheit
Stell da vor,
bei uns is widder Krieg,dei Haus werd abgfackeld,deina Kinner ham Hunger, dei Moo oder dei Vadder muss za die Soldadn.
Stell da vor,
kaana is mehr frei, du derfsd nimmer sogn und schreim, wosd denksd,
du kummsd ins Gfängnis oder wersd derschossn, wennsd as Falsche glaubsd oder wählsd.
Und dann stell da vor,
do gibds irgendwo auf da Weld a Land,
des sagd, kumm za uns, mir helfn dir.Bei uns is noch Friedn und Freiheid.
Ganz ehrlich, wos machersd du dann?
Karin Minet
Lob der Toleranz
Was wär der Bock ohne Geiß,
das Schwarze ohne das Weiß,
der Sommer ohne den Winter,
die Oma ohne die Kinder?
Kein Cosinus ohne den Sinus,
kein Plus waltet ohne ein Minus,
zum Glück gesellt sich das Pech,
zur trägen Altmühl der Lech.
Die Freude folgt auf den Blues,
zur Hand gehört auch der Fuß,
das Süße kann auch versauern,
der König darbt ohne den Bauern.
Kein Stelldichein wäre zu schauen,
hätt es nicht der Männer und Frauen,
der BMW ehre den Ford –
drum, Leut, ob aus Süd oder Nord,
aus all den verschiedenen Ländern,
versucht nicht, den andern zu ändern,
drum tu ich es hiermit euch kund:
Die Vielfalt erst macht’s Leben bunt!
Martin Meyer
Krieg und Frieden
Gleich nach´m Aufwach´n scho schlecht gelaunt,
weilst mit´n link´n Baa zuerst aus´m
Bett bist
Krach mit die Kinner,
weil se frieh ned fertig wern
Streit mit´m Moo,
weil er die Zohpasta-Spritza am Spiegel
ned wegmacht
Im Audo bleedn Fohrern nan Stinkefinga zeig´n
weil se dir die Vorfohrt gnomma ham
Auf der Ärbert die Kolleg´n triezn,
weilst selber vo dein Chef gschimpft
worn bist
Nimmer red´n mit deina Freundin,
weil se deim Moo scheena Aug´n
gmacht hat
Mit die Nachbarn vor Gericht,
weil denna ihre Baam über dei
Grundstück rüberwachs´n
Grandich beim Stammtisch,
weil die annern ka Ahnung vo richtiger
Politik ham
Aber dann dahaam auf Facebook posten,
dass´d für´n Frieden auf der Welt
eintrittst
Vielleicht sollerst erst amool dahaam
bei dir
für Frieden sorg´n.
Wohin gehst du?
Schwester, mancher Stier will nicht nur stieren…
Einer wollte dich entführen.
Bruder, achte auf dein Kind
Und sei auf keinem Auge blind.
Mensch, sei menschlich!
Die Welt ist bunt und rund
nicht ohne Grund.
Auch der Andere ist ein Ich –
Nur grenzenlos sind wir gesund.
Mensch, die Erde trägt dich – tritt sie nicht wie Dreck.
Der Götterfunke ist in jeder Kreatur:
Mensch, du brauchst sie, die Natur.
Was du wegwirfst, ist nicht weg.
Noch ist es greifbar, liegt in deiner Hand
In deiner, meiner… und in jedem Land
Damit Europa, Teil der Erde
Ein Ort des Friedens und der Freude werde.
(Susanne Katharina Gorke)
Gesprächskultur
Ned wie die drei Affn
nix seng, nix hörn, nix song
hieschaua,
und zwor ned immer auf´s Händi,
sondern anander in die Aug´n
zuhorch´n,
wenn aaner wos derzählt,
ned mit die Gedankn woanders saa.
red´n,
ned über annere,
sondern mid ihna
mach´n
wenn uns wos ned passd,
ned bloß jammern, dass kaaner wos tud
dro denk´n,
dass mir alla Mensch´n sen,
ganz egal wo mir herkomma,
wie mir ausschaua, wie alt mir sen
Karin Minet